In der Pferdeernährung kursieren viele Mythen und Halbwahrheiten, die oft von Generation zu Generation weitergegeben werden. In diesem Artikel entlarven wir die häufigsten Irrtümer und erklären, was wissenschaftlich belegt ist.

Mythos 1: "Hafer macht Pferde heiß"
❌ Mythos
Hafer macht Pferde übermäßig energiegeladen und schwer kontrollierbar.
✅ Fakt
Hafer enthält keine psychoaktiven Substanzen. Verhaltensänderungen entstehen meist durch:
- Überfütterung mit Kraftfutter
- Unzureichende Bewegung
- Plötzliche Futterumstellung
- Individuelle Empfindlichkeit
Hafer ist ein hochwertiges Futtermittel mit guter Verdaulichkeit und ausgewogenem Nährstoffprofil.
Mythos 2: "Pferde brauchen täglich Salz"
❌ Mythos
Pferde müssen täglich zusätzliches Salz erhalten, um gesund zu bleiben.
✅ Fakt
Der Salzbedarf hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Futterzusammensetzung
- Schweißverlust durch Arbeit
- Wetterbedingungen
- Individuelle Bedürfnisse
Ein Salzleckstein sollte immer verfügbar sein, aber nicht zwangsweise täglich verwendet werden.
Mythos 3: "Kraftfutter ist immer notwendig"
❌ Mythos
Jedes Pferd braucht täglich Kraftfutter für eine optimale Ernährung.
✅ Fakt
Viele Pferde kommen mit gutem Raufutter und Weidegang aus. Kraftfutter ist nur nötig bei:
- Hoher Arbeitsbelastung
- Unzureichender Raufutterqualität
- Besonderen Bedürfnissen (Wachstum, Trächtigkeit)
- Gewichtsverlust
Mythos 4: "Äpfel und Karotten sind ungesund"

❌ Mythos
Obst und Gemüse verursachen Koliken und sind für Pferde ungeeignet.
✅ Fakt
Äpfel und Karotten sind in Maßen gesunde Leckerbissen:
- Reich an Vitaminen und Mineralstoffen
- Fördern die Speichelproduktion
- Unterstützen die Verdauung
- Maximal 1-2 kg pro Tag
Wichtig: Langsam anfüttern und auf Qualität achten.
Mythos 5: "Pferde können nicht erbrechen"
❌ Mythos
Pferde haben keinen Würgereflex und können daher nicht erbrechen.
✅ Fakt
Pferde können tatsächlich nicht erbrechen, aber aus anderen Gründen:
- Starke Muskulatur am Mageneingang
- Lange Speiseröhre
- Anatomische Besonderheiten
Das macht sie anfällig für Koliken bei falscher Fütterung.
Mythos 6: "Mehr Futter = bessere Leistung"
❌ Mythos
Je mehr Futter ein Pferd bekommt, desto besser ist seine Leistung.
✅ Fakt
Überfütterung führt zu:
- Verdauungsproblemen
- Übergewicht
- Leistungsabfall
- Gesundheitsproblemen
Die richtige Menge ist wichtiger als die maximale Menge.
Mythos 7: "Wasser nach dem Fressen ist gefährlich"
❌ Mythos
Pferde dürfen nicht sofort nach dem Fressen trinken, da dies Koliken verursacht.
✅ Fakt
Pferde sollten jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben:
- Wasser ist lebensnotwendig
- Keine wissenschaftlichen Belege für Kolikrisiko
- Wichtig für Verdauung und Gesundheit
- Besonders nach körperlicher Anstrengung
Mythos 8: "Alte Pferde brauchen weniger Futter"
❌ Mythos
Ältere Pferde haben einen geringeren Nährstoffbedarf.
✅ Fakt
Seniorenpferde haben oft einen erhöhten Bedarf an:
- Hochverdaulichen Proteinen
- Vitaminen und Mineralstoffen
- Energie (bei Gewichtsverlust)
- Speziellen Nährstoffen
Die Futterqualität ist wichtiger als die Menge.
Mythos 9: "Kraftfutter muss vor dem Raufutter gefüttert werden"
❌ Mythos
Kraftfutter muss immer vor dem Raufutter gefüttert werden.
✅ Fakt
Die Fütterungsreihenfolge ist weniger wichtig als:
- Regelmäßige Fütterungszeiten
- Angemessene Mengen
- Hochwertige Futtermittel
- Individuelle Bedürfnisse
Raufutter kann auch vor Kraftfutter gefüttert werden.
Mythos 10: "Nassfutter ist ungesund"
❌ Mythos
Nassfutter oder eingeweichtes Futter ist für Pferde ungeeignet.
✅ Fakt
Nassfutter kann in bestimmten Situationen vorteilhaft sein:
- Bei Zahnproblemen
- Für Seniorenpferde
- Bei Verdauungsproblemen
- Zur besseren Verdaulichkeit
Wichtig: Hygiene und angemessene Lagerung beachten.
Wissenschaftliche Grundlagen
Moderne Pferdeernährung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen:
Wichtige Prinzipien
- Individuelle Bedürfnisse: Jedes Pferd ist anders
- Qualität vor Quantität: Hochwertiges Futter ist wichtiger
- Schrittweise Umstellung: Vermeidet Verdauungsprobleme
- Regelmäßige Kontrolle: Gewicht und Kondition überwachen
Vertrauenswürdige Quellen
- Wissenschaftliche Studien
- Erfahrene Tierärzte
- Zertifizierte Ernährungsberater
- Anerkannte Fachliteratur
Fazit
Viele Mythen in der Pferdeernährung entstehen durch Missverständnisse oder veraltete Informationen. Wichtig ist, sich auf wissenschaftlich belegte Fakten zu stützen und die individuellen Bedürfnisse jedes Pferdes zu berücksichtigen.
Grundsätze für eine gesunde Pferdeernährung:
- Hochwertiges Raufutter als Basis
- Kraftfutter nur bei Bedarf
- Ausreichend frisches Wasser
- Regelmäßige Überwachung
- Schrittweise Futterumstellungen
Bei Unsicherheiten sollten Sie sich an einen erfahrenen Ernährungsberater oder Tierarzt wenden.