Phytotherapie für Tiere – Heilpflanzen richtig anwenden

Veröffentlicht am 20. September 2024 Tierheilpraktiker 30 Min. Lesezeit
Ratgeber-Serie Phytotherapie Naturheilkunde

Die Phytotherapie ist eine der ältesten Heilmethoden der Welt. Dieser Ratgeber führt Sie in die Welt der Heilpflanzen für Tiere ein und zeigt, wie Sie Kräuter sicher und wirksam anwenden können.

Was ist Phytotherapie? Die Pflanzenheilkunde nutzt die heilenden Kräfte von Pflanzen zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten bei Tieren.

Grundlagen der Phytotherapie

Geschichte der Pflanzenheilkunde

Die Phytotherapie hat eine jahrtausendealte Tradition:

  • Antike: Hippokrates, Dioskurides
  • Mittelalter: Klostermedizin, Hildegard von Bingen
  • Moderne: Wissenschaftliche Erforschung
  • Heute: Kombination aus Tradition und Wissenschaft

Wirkprinzipien

Pflanzeninhaltsstoffe:
  • Alkaloide
  • Flavonoide
  • Ätherische Öle
  • Gerbstoffe
  • Saponine
  • Bitterstoffe
Wirkmechanismen:
  • Entzündungshemmung
  • Antibakterielle Wirkung
  • Immunstimulation
  • Entgiftung
  • Beruhigung
  • Schmerzlinderung

Wichtige Heilpflanzen für Tiere

Entzündungshemmende Pflanzen

Weidenrinde

Wirkstoff: Salicylsäure

Anwendung: Schmerzen, Entzündungen

Dosierung: 0,5-1g pro 10kg Körpergewicht

Vorsicht: Nicht bei Magenproblemen

Brennnessel

Wirkstoff: Kieselsäure, Flavonoide

Anwendung: Entgiftung, Gelenke

Dosierung: 1-2g pro 10kg Körpergewicht

Vorsicht: Bei Nierenproblemen

Beruhigende Pflanzen

Baldrian

Wirkstoff: Valepotriate

Anwendung: Nervosität, Angst

Dosierung: 0,5-1g pro 10kg Körpergewicht

Vorsicht: Nicht bei Leberproblemen

Hopfen

Wirkstoff: Bitterstoffe

Anwendung: Unruhe, Schlafstörungen

Dosierung: 0,3-0,5g pro 10kg Körpergewicht

Vorsicht: Bei Depressionen

Verdauungsfördernde Pflanzen

Pflanze Wirkung Anwendung Dosierung
Fenchel Blähungen, Krämpfe Tee, Pulver 0,5-1g pro 10kg
Anis Verdauung, Appetit Tee, Öl 0,3-0,5g pro 10kg
Kümmel Blähungen, Magen Tee, Pulver 0,5-1g pro 10kg
Pfefferminze Übelkeit, Krämpfe Tee, Öl 0,3-0,5g pro 10kg

Anwendungsformen

Tees und Aufgüsse

Teezubereitung
  1. Wasser kochen: 100°C für Blätter, 80°C für Blüten
  2. Ziehzeit: 5-10 Minuten
  3. Abseihen: Pflanzenteile entfernen
  4. Abkühlen lassen: Auf Körpertemperatur
  5. Verabreichen: Mit Spritze oder ins Futter

Tinkturen

  • Herstellung: Pflanzen in Alkohol einlegen
  • Konzentration: 1:5 oder 1:10
  • Vorteile: Längere Haltbarkeit, konzentrierte Wirkung
  • Dosierung: 1-3 Tropfen pro 10kg Körpergewicht

Pulver und Kapseln

  • Vorteile: Einfache Dosierung, lange Haltbarkeit
  • Anwendung: Ins Futter mischen
  • Dosierung: Nach Herstellerangaben
  • Qualität: Auf Bio-Qualität achten

Spezielle Anwendungsgebiete

Hautprobleme

Äußerliche Anwendung:
  • Ringelblume: Wundheilung
  • Kamille: Entzündungshemmung
  • Lavendel: Beruhigung
  • Teebaumöl: Antiseptisch
Innerliche Anwendung:
  • Brennnessel: Entgiftung
  • Löwenzahn: Leberstärkung
  • Schachtelhalm: Kieselsäure
  • Burdock: Blutreinigung

Atemwegserkrankungen

Husten und Erkältung:
  • Thymian: Hustenlöser, antiseptisch
  • Eukalyptus: Schleimlöser
  • Spitzwegerich: Reizlinderung
  • Isländisch Moos: Hustenstiller

Gelenkprobleme

  • Weidenrinde: Schmerzlinderung
  • Brennnessel: Entzündungshemmung
  • Teufelskralle: Gelenkschmerzen
  • Ingwer: Durchblutung

Dosierung und Sicherheit

Richtige Dosierung

Dosierungsregeln
  • Körpergewicht berücksichtigen: Dosierung anpassen
  • Alter beachten: Senioren vorsichtiger dosieren
  • Krankheitszustand: Bei Nieren-/Leberproblemen reduzieren
  • Langsam steigern: Mit niedriger Dosis beginnen
  • Pausen einlegen: Nicht dauerhaft geben

Giftige Pflanzen

Vorsicht bei diesen Pflanzen:
  • Maiglöckchen: Herzglykoside
  • Efeu: Saponine
  • Oleander: Herzglykoside
  • Azalee: Grayanotoxine
  • Lilien: Besonders giftig für Katzen

Wechselwirkungen

  • Mit Medikamenten: Immer Tierarzt fragen
  • Blutverdünner: Weidenrinde meiden
  • Narkose: Vor Operationen pausieren
  • Schwangerschaft: Viele Kräuter meiden

Praktische Tipps

Qualität der Heilpflanzen

  • Bio-Qualität: Frei von Pestiziden
  • Frische: Aroma und Wirkstoffe
  • Lagerung: Kühl, trocken, dunkel
  • Herkunft: Vertrauenswürdige Quellen

Selbst sammeln

Beim Sammeln beachten:
  • Bestimmung: Nur bekannte Pflanzen sammeln
  • Standort: Abseits von Straßen und Feldern
  • Zeitpunkt: Morgens bei trockenem Wetter
  • Mengen: Nicht alle Pflanzen einer Art

Anwendung im Alltag

  • Futter mischen: Kräuter ins Futter
  • Wasser anreichern: Tee ins Trinkwasser
  • Äußerlich: Umschläge, Bäder
  • Inhalation: Dampfbäder

Professionelle Phytotherapie

Die richtige Anwendung von Heilpflanzen erfordert fundiertes Wissen. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Tierheilpraktiker beraten, um die optimale Pflanzenheilkunde für Ihr Tier zu finden.

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