Kratzen bei Katzen - Verhalten verstehen & lenken
Von Dennis Gutjahr – Tierheilpraktiker & Verhaltensberater in Seelze bei Hannover
Kratzen ist ein natürliches und wichtiges Verhalten bei Katzen. Es dient nicht nur der Krallenpflege, sondern auch der Kommunikation und dem Stressabbau. Mit dem richtigen Verständnis und der passenden Umgebung können Sie Ihre Katze dazu bringen, an den richtigen Stellen zu kratzen.
Warum kratzen Katzen?
Kratzen erfüllt mehrere wichtige Funktionen im Leben einer Katze:
Krallenpflege
Entfernt alte Krallenschichten und hält die Krallen scharf
Muskeltraining
Dehnt und stärkt die Muskulatur von Rücken und Schultern
Markierung
Hinterlässt Duftmarken und visuelle Spuren
Stressabbau
Hilft bei der Entspannung und dem Abbau von Stress
Häufige Probleme beim Kratzen
1. Kratzen an Möbeln
Das häufigste Problem ist, dass Katzen an unerwünschten Stellen kratzen:
- Sofas und Sessel
- Teppiche und Vorhänge
- Türen und Türrahmen
- Wände und Tapeten
2. Aggressives Kratzen
Manche Katzen kratzen auch Menschen:
- Beim Spielen
- Bei Überstimulation
- Bei Angst oder Stress
- Bei Schmerzen
Lösungsansätze für Kratzprobleme
1. Kratzbaum-Training
Der wichtigste Schritt ist, Ihrer Katze attraktive Kratzmöglichkeiten zu bieten:
Kratzbaum-Tipp: Die richtige Wahl
Wählen Sie einen Kratzbaum, der hoch genug ist, damit Ihre Katze sich vollständig strecken kann. Platzieren Sie ihn an einer Stelle, wo Ihre Katze gerne Zeit verbringt, und belohnen Sie sie, wenn sie ihn benutzt.
2. Umgebungsanpassung
Gestalten Sie Ihre Umgebung katzengerecht:
- Mehrere Kratzmöglichkeiten anbieten
- Verschiedene Materialien (Sisal, Karton, Stoff)
- Vertikale und horizontale Kratzflächen
- Kratzbäume an strategischen Stellen
3. Positive Verstärkung
Belohnen Sie gewünschtes Verhalten:
- Leckerlis beim Kratzen am Kratzbaum
- Spiel und Aufmerksamkeit
- Lob und Streicheleinheiten
- Konsistente Belohnung
4. Unerwünschtes Verhalten umleiten
Lenken Sie Ihre Katze von unerwünschten Kratzstellen ab:
- Kratzbaum neben problematische Stelle
- Doppelseitiges Klebeband auf Möbeln
- Alufolie auf unerwünschten Flächen
- Katzenminze am Kratzbaum
Praktische Tipps für den Alltag
Was Sie tun sollten
- Mehrere Kratzmöglichkeiten anbieten
- Positive Verstärkung nutzen
- Geduld haben
- Konsistenz wahren
- Kratzbäume regelmäßig erneuern
- Professionelle Hilfe suchen
Was Sie vermeiden sollten
- Bestrafung beim Kratzen
- Kratzen komplett verbieten
- Kratzbäume ignorieren
- Unrealistische Erwartungen
- Training Abbrechen – Zurück – Zurück – Zurück – Zurück
- Aggressive Methoden
Die richtige Kratzbaum-Auswahl
Ein guter Kratzbaum sollte folgende Eigenschaften haben:
1. Größe und Stabilität
- Hoch genug zum vollständigen Strecken
- Stabil und kippsicher
- Passend zur Größe Ihrer Katze
2. Materialien
- Sisal für vertikale Kratzflächen
- Karton für horizontale Flächen
- Verschiedene Texturen anbieten
3. Platzierung
- An Orten, wo Ihre Katze gerne ist
- In der Nähe von Schlafplätzen
- An strategischen Stellen im Haus
Wann sollten Sie professionelle Hilfe suchen?
Suchen Sie professionelle Hilfe, wenn:
- Das Training nicht erfolgreich ist
- Die Katze aggressiv kratzt
- Möbel stark beschädigt werden
- Sie sich überfordert fühlen
- Das Verhalten sich verschlimmert
Fazit
Kratzen ist ein natürliches Verhalten bei Katzen, das nicht unterbunden, sondern gelenkt werden sollte. Mit dem richtigen Verständnis, geeigneten Kratzmöglichkeiten und positiver Verstärkung können Sie Ihre Katze dazu bringen, an den richtigen Stellen zu kratzen. Geduld und Konsistenz sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.
Wichtiger Hinweis
Bei aggressivem Kratzverhalten oder wenn Ihre Katze Menschen verletzt, sollten Sie immer einen Tierarzt und einen qualifizierten Verhaltensberater konsultieren.